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Stralsund: Polizistin will sich Beleidigungen nicht mehr bieten lassen und reagiert SO – „Finde ich furchtbar“

Stralsund: Polizistin will sich Beleidigungen nicht mehr bieten lassen und reagiert SO – „Finde ich furchtbar“

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Ann Christin von Allwörden (CDU) fordert mehr Anerkennung für Polizistinnen und Polizisten. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Stefan Sauer, privat (Montage MOIN.DE)

Sie wusste schon immer, dass sie Polizistin werden will. Wie ihr Vater. Schon als Vierjährige habe sie das gesagt, erinnert sich Ann Christin von Allwörden aus Stralsund. Manche hielten das damals für keine gute Idee: Ein Mädchen, das Polizistin werden will. Doch Ann Christin von Allwörden setzte sich durch, ging ihren Weg.

Vom Polizeidienst ist die Politikerin heute freigestellt. Polizeiarbeit und Sicherheit begleiten sie aber weiterhin. Sie macht sie zum Thema ihrer Politik als Abgeordnete in der Bürgerschaft in Stralsund und im Landtag in Schwerin. Vor der Landtagswahl in MV fährt sie eine Kampagne, die auf mehr Anerkennung für Polizistinnen und Polizisten abzielt. Denn von Beleidigungen hat Ann Christin von Allwörden genug. Von einer ganz besonders.

Stralsund: „Ich finde diese Aufgabe einfach sinnstiftend“

Einen Schlüsselmoment habe es nicht gegeben, antwortet Ann Christin von Allwörden auf die Frage, warum sie unbedingt Polizistin werden wollte. „Ich finde diese Aufgabe sinnstiftend. Ich verstehe Polizeiarbeit als große Hilfe. Polizisten produzieren Sicherheit.“

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Geboren wurde die CDU-Politikerin 1978 in Neumünster, in Eutin hat sie ihre Ausbildung absolviert. Dann ging es für sie auf die Insel. Zehn Jahre lang war sie als Polizistin auf Sylt im Streifendienst, Verkehrsermittlungsdienst sowie im Stationsdienst.

Eine überschaubare Zahl von Einwohnern, Millionäre mit Ferienhäusern, Urlauber, die zur Erholung herkommen – Polizistin auf Sylt, ist das nicht ein entspannter Job? Ann Christin von Allwörden lacht.

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Das ist Ann Christin von Allwörden:

  • Ann Christin von Allwörden wurde am 24. Oktober 1978 in Neumünster geboren.
  • Nach ihrer Ausbildung zur Polizeibeamtin war sie zehn Jahre lang auf Sylt als Polizistin tätig.
  • Ann Christin von Allwörden lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Stralsund.
  • Sie ist Abgeordnete der Stralsunder Bürgerschaft und Mitglied des Landtags von MV.
  • Ann Christin von Allwörden ist Stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion in Landtag sowie Stellvertretende Landesvorsitzende der CDU.

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„Das denken alle. Aber Sylt ist im Sommer eine Großstadt. Hunderttausend Menschen kommen auf die Insel. Da hat man dann auch die ganze Breite von Straftaten und Problemen“, sagt sie. Nur eines gebe es nicht: „Autodiebstahl. Da wird’s für Diebe auf einer Insel schwierig.“

Politikern aus Stralsund wirbt mit Slogan: „All Cops verdienen Anerkennung“

Heute lebt Ann Christin von Allwörden mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Stralsund, wo sie Abgeordnete in der Bürgerschaft ist. Im Landtag in Schwerin hat sie sich als Abgeordnete dafür eingesetzt, dass 400 neue Stellen bei der Polizei entstehen und Bodycams eingeführt werden.

Auch in der neuen Wahlperiode möchte die CDU-Politikerin wieder im Landtag sitzen. Für die Landtagswahl MV wirbt sie mit der Kampagne „All Cops verdienen Anerkennung“ (AcvA) um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Sie hat unter anderem Flyer gedruckt und in Stralsund verteilt.

„AcvA“ – das sind die Initialen von Ann Christin von Allwörden. Und es ist eine Anspielung auf die gängigste Beleidigung für Polizisten: „All Cops are Bastards“. „ACAB“, das verstehen Menschen auf der ganzen Welt. Ann Christin von Allwörden hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde das furchtbar.“ Sie hasse Verallgemeinerungen.

Stralsund: „Unsere Polizistinnen und Polizisten halten jeden Tag den Kopf hin“

Eine Verallgemeinerung ist allerdings auch ihr Slogan. Und schaut man sich Polizeigewalt und Machtmissbrauch weltweit an, wirft auch von Allwördens Verallgemeinerung Fragen auf. Ein Blick ins eigene Bundesland genügt: Mecklenburg-Vorpommern fiel mit den Enthüllungen und Ermittlungen rund um Nordkreuz unrühmlich auf.

Mitglieder des rechten Prepper-Netzwerks sollen sich mit dem Anlegen von Vorräten, Waffenlagern und Überlebenstrainings auf einen von ihnen erwarteten Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung vorbereitet haben.

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Interviews mit Spitzenkandidaten zur Landtagswahl MV:

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Vier Jahre nach dem Beginn von Ermittlungen laufen noch immer Verfahren. Behörden in MV haben seit Beginn insgesamt 21 Ermittlungsverfahren gegen zehn Personen eingeleitet. Davon wurde knapp die Hälfte eingestellt. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage des Linken-Landtagsabgeordneten Peter Ritter von Mitte September hervor.

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Das ist Stralsund:

  • Die Hansestadt Stralsund befindet sich im Nordosten von Deutschland und ist als die älteste Stadt Pommerns.
  • Rund 60.000 Menschen leben in Stralsund.
  • Als Gründungsmitglied der Hanse gelangte die Stadt einst zu erheblichem Wohlstand.
  • Die Altstadt zählt seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
  • Der wichtigste Wirtschaftszweig der Hansestadt ist inzwischen der Tourismus. Stralsund zieht viele Urlauber an und ist mit seiner Lage in der südlichen Ostsee-Region ein optimaler Ausgangspunkt für Touristen.
  • Über die Rügenbrücke ist Stralsund direkt mit der Ostsee-Insel verbunden, weshalb sie auch als „Tor zur Insel Rügen“ bezeichnet wird.

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Drei der insgesamt Verdächtigten waren oder sind im öffentlichen Dienst beschäftigt, davon zwei als Polizeibeamte – einer der drei ist der insgesamt bislang einzige Verurteilte, ob die beiden anderen aktuell noch verdächtigt werden, konnte eine Sprecherin des Innenministeriums nicht sagen.

Nordkreuz habe das Ansehen der ganzen Polizei in MV beschädigt, sagt Ann Christin von Allwörden. Sie betont, dass es sich dabei um Ausnahmen und Einzelfälle handle, nicht um ein strukturelles Problem.

Sie begrüßt, dass es jetzt einen neutralen Ansprechpartner gibt, an den sich Polizistinnen und Polizisten wenden können, wenn sie Probleme und Auffälligkeiten in den eigenen Reihen beobachten.

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Weitere News aus Stralsund und von der Ostsee:

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Mit ihrer Kampagne will Ann Christin von Allwörden eine Debatte über die Wertschätzung von Polizeiarbeit anregen. So viel dürfte sicher sein: Die Arbeit von Polizistinnen und Polizisten wird Thema bleiben – auch weit über die Wahl hinaus.